Stendal (mm/cb). Der Kreisfachverband Altmark-Ost blickte in den letzten Tagen auf ein bewegendes Fußballjahr 2022 zurück. Aber auch abseits des grünen Rasens ist in den letzten 12 Monaten einiges passiert, dazu zählen schöne wie auch traurige Augenblicke.
Ein seit Jahren schwelender Konflikt eskalierte am 24. Februar 2022 mit dem Überfall auf die Ukraine durch das russische Militär. Truppen drangen sowohl von Russland als auch von Belarus, dem Schwarzen Meer und den zuvor besetzten Gebieten aus ein. Bereits am 26.02.2022 äußerte sich der KFV öffentlich diesbezüglich wie folgt in Auszügen: Der Fußball steht für Frieden und Gemeinschaft. Fußball baut Brücken, er führt Menschen zusammen und sorgt für Verständigung zwischen den Völkern. Fußball überwindet Grenzen, aber er grenzt nicht aus. Wer Gewalt ausübt, wer Menschen und Menschenrechte verletzt, verlässt diese Gemeinschaft. Er teilt nicht die Werte des Sports. Unsere Werte. Aus der Geschichte haben wir gelernt, dass Krieg Leid bedeutet, Hass und Elend. Und dass es keinen Krieg geben darf. Der KFV Altmark Ost und seine Vereine verurteilen sämtliche kriegerische Handlungen. Wir stehen in unserer Haltung fest an der Seite derer, die von Krieg und Gewalt betroffen sind.
Direkt nach dem Ausbruch wurden in einigen Vereinen Spendenaktionen zur Unterstützung von Flüchtlingen oder für Kriegsopfer gesammelt. Zum Teil wurden die gesammelten Spenden auch eigenständig mit Kleinbussen an die polnisch/ukrainische Grenze übergeben wie beim TuS Schwarz-Weiß Bismark . Jedoch sollte es nicht nur bei der Unterstützung in Form von Spendenaktionen bleiben.
Auch im Landkreis Stendal wurden viele Flüchtlinge aus der Ukraine registriert. Wie in anderen gewalttätigen Konflikten sind die ersten und einer der größten Verlierer Kinder und Jugendliche. Aus diesem Grund wurde sich insbesondere diesem Personenkreis gewidmet. Dabei war es ganz wichtig, dass dabei nicht unterschieden wird, ob das Kind aus der Ukraine, Syrien, Afghanistan oder anderen Teilen der Welt kommt. Das Angebot richtete sich an alle ausländischen Mitbürger, Geflüchtete, Asylbewerber oder Spätaussiedler. Insgesamt drei Integrationsnachmittage wurden diesem Personenkreis angeboten. Aus gegebenem Anlass war allen Beteiligten bewusst, dass ein großer Teil der angesprochenen Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine stammen wird.
Die drei Veranstaltungen fanden am 22.04.2022 sowie 20.05.2022 auf der Sportanlage des Post SV Stendal und am 06.06.2022 auf der Sportanlage des TuS Schwarz-Weiß Bismark statt.
Auf den jeweiligen Sportanlagen wurden den Kindern und Jugendlichen angeboten, in lockerer Runde ein wenig gegen den Ball zu treten. Dabei sollte vielmehr der Spaß- und weniger der Wettkampfgedanke im Vordergrund stehen. Für die Kinder und Jugendlichen sowie den Eltern standen für jeweils zwei Stunden auch Kaffee, Kuchen, Obst, Getränke und Gegrilltes zur Verfügung. Im Vorfeld dazu riefen Vereine wie der Post SV Stendal, der Osterburger FC, TuS Schwarz-Weiß Bismark oder SV Germania Tangerhütte teils gemeinsam und mehrsprachig dazu auf, an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Die Fußballvereine stammen dabei aus den Gemeinden, in denen damals die meisten geflüchteten Kinder und Jugendliche aus der Ukraine untergebracht waren. Vor Ort standen für die Kinder, Jugendlichen und Eltern kompetente Ansprechpartner und mit Fußballtrainer Artem Sikulskyi zudem ein Ukrainer als Übersetzer und Fußballtrainer zur Verfügung. Alles in Allem stand ein umfassendes Angebot, das von insgesamt 240 Teilnehmern angenommen wurde, bereit.
Für die Durchführung dieser drei Nachmittage in Stendal und Bismark im Sinne der Integration wurden die Ausrichter beim Ideenwettbewerb der „Goldene Glühbirne“ von der Avacon sowie mit dem 2. Platz bei dem Ideenwettbewerb „Sterne des Sports“ der Volksbank Stendal und des Deutschen Olympischen Sportbundes ausgezeichnet.
Am 29.10.2022 fand in Magdeburg eine abwechslungsreiche Veranstaltung zum Thema Integration vom Fußballverband Sachsen-Anhalt (FSA) statt. Zum Programm gehörte auch eine aufhellend abwechslungsreiche Vorstellung des Post SV Stendal durch den Vereinsvorsitzenden Rico Goroncy. Der enorme Anstieg an Vereinsmitgliedern von 160 im Jahr 2013 auf 351 aktuell und Mannschaften von 8 im Jahr 2013 auf 14 aktuell steht dem allgemeinen Mitgliederschwund im organisierten Sport gegenüber. Darum kann der Verein als Positivbeispiel gesehen werden, wie durch Integration und die Fokussierung auf neue Zielgruppen auch der Verein profitieren kann.
Am 17.11.2022 organisierte der TuS Schwarz-Weiß Bismark e.V. einen Vereinsworkshop unter dem Schwerpunkt „Integration“ und hat die Entwicklung auf diesem Themengebiet weiter vorangetrieben. Spieler, Trainer und Vereinsfunktionäre tauschten eine sportliche gegen eine politisch bildende Trainingseinheit ein. Die Referenten Dominik und Hendrik von der Bildungs- und Beratungsstelle MOSAIK begleiteten die jungen Sportler mit vielen anregenden Gedankenexperimenten, praxisnahen Übungen und Lösungsansätzen für Konfliktsituationen durch die dreistündige Veranstaltung.
Auch im Jahr 2023 wird das Thema Integration und Rassismuss weiter Zuwendung finden. Leider erleben wir auch heute noch auf den Sportplätzen unseres Kreises vereinzelt Situationen, in denen deutlich wird, dass wir im Landkreis Stendal durchaus noch Reserven im Umgang mit diesem Thema haben. So finden derzeit Gespräche mit Linda Banholzer, der Verantwortlichen für gesellschaftliche Aufgaben beim FSA, über eine Veranstaltung zu diesem Thema im Frühjahr für die Fußballvereine des Landkreises Stendal statt.
Der Kreisfachverband Altmark-Ost (KFV) blickt in den nächsten Tagen auf ein bewegendes Fußballjahr 2022 zurück. Aber auch abseits des grünen Rasens ist in den letzten 12 Monaten einiges passiert, dazu zählen schöne wie auch traurige Augenblicke.
Bildquelle: KFV Altmark Ost