Ein Finaltag wie aus dem Bilderbuch

Stendal (cb). Als zum vergangenen Samstag der Kreisfachverband Fußball Altmark-Ost gemeinsam mit dem Ausrichter, dem FSV Saxonia Tangermünde, zum Kreispokalfinaltag ins Stadion am Wäldchen lud, endete die Pokalsaison 2022/23 so, wie sie kaum jemand besser hätte in ein Drehbuch schreiben können. Nicht zuletzt allein dadurch, dass die SG Tangermünde II/Schönhausen II sowie der Osterburger FC am Ende jeweils den lang ersehnten Pokal in die Höhe strecken konnten, bot dieser Tag doch vieles mehr.

Zurück auf Anfang. Bei bestem Kaiserwetter öffneten sich um 11:45 Uhr die Tore für den Tag der Tage im Autocenter-Mothor-Kreispokal sowie dem Altmark-Strom-Pokal der Stadtwerke Stendal. Die Saxonen überließen als erfahrener Gastgeber von Großveranstaltungen auf ihrem Sportgelände nichts dem Zufall und boten neben üppiger Versorgung auch ein buntes Rahmenprogramm für Groß und Klein. Hüpfburg, und verschiedene Sport- und Bewegungsmöglichkeiten für Kinder boten vielerlei Angebote für die Jüngsten im Stadion.

Gegen 13 Uhr wurde es dann zum ersten Mal ernst. Die SG Tangermünde II/Schönhausen II traf im Autocenter-Mothor-Kreispokalfinale auf die SG Schinne/Möringen II. Gut besetzt auf beiden Seiten schritten die Mannschaften angeführt durch das Schiedsrichtergespann um Lutz Wiedt auf das Feld. Vermutlich angelockt durch das gute Wetter schritt auch die Geschichtsfigur Kaiser Karl IV. mit dem Spielball voran und präsentierte kaiserlich das Spielgerät. Vor der beeindruckenden Kulisse von 430 Zuschauern begann nach dem Erklingen der Nationalhymne die erste Finalpartie.

Die Partie begann von Anfang an intensiv. Bereits nach den ersten fünf Minuten brachten beide Teams bereits ihren ersten Abschluss aufs Tor. Die erste gefährliche Torchance verzeichnete die SG Schinne/Möringen II durch Philip Lauck in der 11. Minute. So gewannen zunächst die Schinner mehr und mehr die Oberhand in der Partie und Angreifer Lauck scheiterte abermals in Spielminute 25 per Kopfball. Nach einer knappen halben Stunde wehrten sich die Tangermünder dann nach einem Freistoß aus dem Mittelfeld. Kari Zepernick scheiterte jedoch. Nach einer guten halben Stunde dann erste Aufreger. Der Schönhausener Richard Strehmel geht nach einem Zusammenstoß mit Keeper Maik Strohbach im Strafraum zu Boden. Schiedsrichter Lutz Wied entschied sofort auf Weiterspielen, sehr zum Unmut der Tangermünder/ Schonhäuser. Doch von da an gewannen die Hausherren mehr und mehr Spielanteile zurück und gingen mit einem ausgeglichenen 0:0 in die Halbzeitpause. Nach dem Seitenwechsel lief die Partie direkt sehr intensiv weiter und verlangte den Protagonisten bei gut 22 Grad im Schatten doch so einiges ab. Drei Minuten nach Wiederanpfiff klingelte es dann im Schinner Kasten. Richard Strehmel erzielte nach einer Ecke das 1:0 für die Tangermünder/ Schonhäuser per Kopf. Davon ließen sich die Rot-Weißen aus von Schinne/Möringen II jedoch nicht beeindrucken und versuchten alles, um den Ausgleich zu erzwingen. In der 59. Spielminute lag der Ball dann im Tangermünder/ Schönhäuser Tor, doch Schiedsrichterassistent Toni Lukowsky hatte etwas dagegen. Eine Abseitsstellung zuvor verhinderte, dass der Treffer zählte. So blieb es beim 1:0. Je näher sich die Partie dem Ende neigte, desto mehr wurde Schiedsrichter Lutz Wiedt gefordert, der jedoch jederzeit die Partie in fairen Bahnen hielt. Bis zu 79. Spielminute sollte es dauern, bis die Schinner/ Möringer in der sonst durch die SG Tangermünde II/Schönhausen II bestimmte zweite Spielhälfte zum Ausgleich kommen sollten. Nach hervorragender Vorarbeit durch den omnipräsenten Philip Lauck netzte Hagen Grell zum 1:1 ein. Sichtlich beeindruckt von dem Gegentreffer hätten die Tangermünder/ Schönhäuser fast die Partie nur zwei Minuten später aus der Hand gegeben, hätte der eingewechselte Kevin Fuhrmann zum 2:1 aus Schinner/ Möringer Sicht getroffen. Doch dieser scheiterte zuletzt am guten Keeper Lukas Henschel. Alle Zeichen standen nun somit auf Verlängerung. In der Schlussminute brachte liefen die Hausherren noch einmal an. Wieder per Kopf erlöste dieses Mal Paul Tondera seine Mannen zum 2:1 Sieg und zerstörte alle buchstäblich in letzter Minute die Pokalträume der Schinner/ Möringer. In der vierminütigen Nachspielzeit schafften es die Schinner nicht, noch einmal eine Antwort auf den Last-Minute-Treffer zu geben und mussten sich letztlich geschlagen geben.

So durfte am Ende die SG Tangermünde II/Schönhausen II um Trainer Sebastian Koglin den Pokal gen Himmel strecken, der von den anwesenden Ehrengästen Steffi Friedebold (Verbandsbürgermeisterin Elbe-Havel-Land), Bastian Sieler (Oberbürgermeister Hansestadt Stendal) sowie Thomas Staudt (Abgeordneter des Landtages Sachsen-Anhalt sowie Vereinsvorsitzender FSV Saxonia Tangermünde) um KFV-Präsident Michael Müller überreicht wurde. Auch eher unüblich, aber dennoch nicht unverdient, wurde der immer präsente, aber letztlich unterlegene Angreifer von Schinne/Möringen II Philip Lauck zum Man of the Match gewählt.

Im weiteren Verlauf kündigte sich nun die zumindest vom Papier her und mit Rückblick auf die vergangenen Wochen betrachtete Situation in beiden Vereinen eher einseitig zu erwartende Pokalpartie an. Der Osterburger FC traf auf den SV Germania Tangerhütte. Doch es sollte alles andere als einseitig verlaufen.

Im Vorfeld der Partie unterhielten die Kinder vom Tangermünder Karnevalsverein (TCV) die bis dahin knapp anwesenden 700 Zuschauer.

Gegen 16 Uhr schritten die Akteure des Altmark-Strom-Pokals der Stadtwerke Stendal angeführt von Schiedsrichterin Stefanie Wenslau und natürlich auch wiederum angeführt von Kaiser Karl IV. auf das Feld.

Die Osterburger begannen wie erwartet dominant, trafen aber auf engagierte Tangerhütter, die körperlich und konditionell viel investierten. Torchancen der Biesestädter in Spielminute sechs und sieben sowie eine erste Rettungstat in Spielminute 13 zeugten von der Überlegenheit des Landesklassenprimus. Dann in Spielminute 13 die Schrecksekunde: Nach einem Rettungseinsatz von Keeper Konrad Buschendorf im eigenen Strafraum verletzte sich dieser an der Hand. In der folgenden Spielunterbrechung begutachteten Spieler und Torwart Buschendorf selbst die Handverletzung ahnten Schlimmes. Die Zeichen standen auf Auswechslung, doch darin genau lag das Problem. Der einzig gemeldete Ersatzkeeper war noch gar nicht vor Ort. Somit war unklar, wie Tangerhütte nun reagieren wird. Nun die Kuriosität der Partie: Keeper Buschendorf erblickte die Rettungssanitäter vor Ort und schlug vor, die Verletzung einmal begutachten zu lassen. Gesagt getan! Nach kurzer Betrachtung stellte sich heraus, dass ein Finger wieder eingerenkt werden könne. Da ließ sich Konrad Buschendorf nicht zwei Mal bitten, ließ sich den Finger wieder einrenken und meldete sich spielbereit zurück auf dem Platz. Regeltechnisch sauber, da der Tangerhütter Keeper noch nicht ausgewechselt wurde, konnte die Partie nach etwa zehnminütiger Unterbrechung fortgesetzt werden. Sportlich fair und mit viel Verständnis für die besondere Situation erklärten auch die Osterburger in dieser Situation ihr Einvernehmen. Die unfreiwillige Pause sollte an dieser Stelle dem Anlaufen des Landesligaaufsteigers keinen Abbruch tun. Wenige Minuten Später musste Tangerhüttes Torhüter Buschendorf wieder eingreifen und hielt stark. Nach einer halben Stunde landete der erste Ball dann im Tor. Doch die starke Schiedsrichterassistentin Leonie Radtke entschied zurecht auf Abseits. Bis zur Halbzeit blieb es beim 0:0, dass sich die Tangerhütte hart erkämpften und vereinzelt Ansätze nach vorn probierten, ohne jedoch Zählbares herauszuholen. Nach dem Seitenwechsel setzte sich das Bild fort. Osterburg drängte auf den Führungstreffer, fand in Keeper Buschendorf jedoch immer wieder seinen Meister. War es nicht der Tangerhütter Torhüter, so half auch mal die Querlatte den Germanen wie in Spielminute 65. Bis zur 72. Spielminute hielt die Abwehr aus Tangerhütte dem Druck stand, bis der eingewechselte Hendrik Romahn die Osterburger in Führung brachte. Spielerisch und körperlich war mit zunehmender Spieldauer nun mehr und mehr ein Unterschied zu erkennen und die Germanen hatten spielerisch wie körperlich das Nachsehen. Engagiert versuchte Tangerhütte sich nicht aufzugeben, brachte aber keine gefährlichen Abschlüsse auf das Osterburger Tor. In der 83. Spielminute hielt Keeper Buschendorf mit einer Glanzparade abermals die Tangerhütte im Spiel. Letztlich ließ sich damit die drohende Niederlage jedoch nicht mehr verhindern. Kurz vor Ende der Partie setzten die Biesestädter den Deckel drauf und trafen in der Nachspielzeit durch Leon Franz zum 2:0 Endstand aus Osterburger Sicht.

Damit verteidigte der Osterburger FC seinen Titel aus dem vergangenen Jahr und verabschiedet sich gebührend mit dem Titelgewinn und dem Aufstieg in die Landesliga aus dem Wettbewerb. Bestens unterstützt durch die eigenen Fans nahmen die Protagonisten um Trainer David Rose den heiß begehrten Pokal von Dr. Herber Wollmann (Abgeordneter des Deutschen Bundestages)  sowie Nico Schulz (Bürgermeister der Einheitsgemeinde Osterburg) und Thomas Staudt (Abgeordneter des Landtages Sachsen-Anhalt sowie Vereinsvorsitzender FSV Saxonia Tangermünde) um KFV-Präsident Michael Müller entgegen. Man of the Match wurde Tangerhütters Keeper Konrad Buschendorf, der, wie Tariner Marcel Marx auf der anschließenden Pressekonferenz äußerte, das Spiel seines Lebens absolvierte.

Damit fand der Pokalfinaltag einen krönenden Abschluss, für dessen qualitativ hochwertigen und gut organisierten Rahmen sich alle Pokalfinalisten auf der anschließenden Pressekonferenz herzlich bei KFV und Ausrichter FSV Saxonia Tangermünde bedankten.

Bildmaterial wird in den nächsten Tagen erweitert.

Fotos: KFV/privat.