Der Amateurfußball im Wandel der Zeit

Stendal (aju). Der demografische Wandel ist einer der größten gesellschaftlichen sowie strategischen  Herausforderungen der Gegenwart. Hinzu kommt ein verändertes Freizeitverhalten. Auch beim Fußball spiegeln sich die Auswirkungen dieser beiden Faktoren wider. So gab es von den Spielzeiten 2011/12 bis 2022/23 einen Rückgang der Herrenteams im Spielbetrieb des Kreisfachverbandes (KFV) Fußball Altmark-Ost von 62 auf 41 Mannschaften. Das entspricht einem Rückgang von 33,87 Prozent. Der Landesdurchschnitt liegt in diesem Zeitraum sogar bei 41,71 Prozent. Nur der Stadtverband Halle weist mit 23,21 Prozent eine geringere Quote auf.

In den vergangenen Jahren wurden bereits Maßnahmen umgesetzt, um einem stärkeren Mannschaftsrückgang entgegenzuwirken. So wurde z.B. die Staffelstärke von 16 auf 14 Teams reduziert, um mehr terminliche Freiheiten zu haben und Feiertage nicht zu einem Spieltag zu machen. Auch wurde in der Saison 2022/23 in der Kreisklasse das Norweger Modell eingeführt, um Spielabsagen in der Kreisklasse zu reduzieren. Das Norweger Modell kam in der Vorsaison bei 17,93 Prozent der Spiele in der Kreisklasse zur Anwendung.

Seit dieser Saison besteht auch die Möglichkeit, das Frauen im Herrenbereich mitwirken. Die grundlegende Reform beinhaltet, dass Spielerinnen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben, das Spielrecht in Herrenmannschaften erteilt werden kann.

„Sicherlich gab es im Amateurfußball in den letzten Jahren zum Teil grundlegende Änderungen. Jedoch wurden hier Möglichkeiten geschaffen, den Spielbetrieb besonders im ländlichen Bereich bestmöglich aufrecht zu erhalten. Mit dem gemischten Spielrecht wird eine weitere Option für Frauen geschaffen, ihr Hobby Fußball ausüben zu können. Die Frauen haben jetzt die Wahl, einen größeren Entfernungsaufwand für eine reine Frauenmannschaft aufzunehmen oder beim Herrenteam ihres Vereins Fußball zu spielen. Ich hoffe, das beide Möglichkeiten auch weiterhin bestehen und es nicht irgendwann im Landkreis Stendal gar keinen reinen Frauenfußball mehr gibt“, so KFV-Präsident Michael Müller.

Im Punktspiel Rochauer SV vs. SV Germania Tangerhütte II wurde am 17.09.2023 erstmals im KFV Altmark-Ost davon Gebrauch gemacht. Mit der Nr. 6 spielte auf Seiten der Tangerhütter mit Maja Böhme erstmalig eine Frau im Punktspielbetrieb der Herren mit. Zudem wurde vorab von den Tangerhüttern das Norweger Modell beantragt. Mithin gab es zwei der größten Änderungen im regionalen Fußball in den letzten 13 Monaten in einem Spiel zu erleben.

Erst im April wurde die Tausendsasserin des SV Germania Tangerhütte als „DFB-Fußballheldin 2022/23“ geehrt. Ausgezeichnet wurde Böhme für ihre ehrenamtlichen Verdienste neben dem Platz, die sie sich als Betreuerin der Herren und Trainerin im Nachwuchs erworben hatte. Jetzt ging es für die 19-Jährige darum, wieder auf den Platz zurückzukehren – in den Farben ihres Heimatvereins.

„Ich habe mich sehr gefreut, als ich davon gehört habe, was da beschlossen wurde“, sagte Böhme im Gespräch mit der Altmark-Zeitung Anfang Mai. Weiterhin sagte Böhme: „Für mich ist es einfach besser, hier zu spielen, als in einer reinen Frauenmannschaft. Mit den Jungs hier spiele ich seit 14 Jahren zusammen. Germania Tangerhütte ist mein Verein und ich finde es auch anspruchsvoller, mit und gegen Jungs zu spielen.“

Begonnen hat sie ihre fußballerische Laufbahn in der Jugend des SV Germania Tangerhütte. Sie spielte für die FSA-Landesauswahl, besuchte mehrere DFB-Lehrgänge und kickte zwei Jahre für den Magdeburger FFC, ehe sie von Knieverletzungen ausgebremst wurde. Sie suchte ihr Glück bei Medizin Uchtspringe (Entfernung einfache Strecke 27 Kilometer), fand es dort aber nicht, und trainierte fortan zwei Mal in der Woche mit „ihren Jungs“ des SV Germania.

„Ich hatte am Anfang etwas Respekt, bei den Männern mitzuspielen. Das Spiel an sich war sehr gut, auch wenn es mit neun Spielern und bei dem Wetter schon anstrengend war. Ich habe mich sehr gefreut, für meinen Heimatverein wieder spielen zu können. Ich denke, ich werde noch mehrere Spiele im Herrenbereich bestreiten. Wir ziehen das als Mannschaft in dieser Saison jetzt durch“, so Maja Böhme nach dem Spiel.

Die Partie endete 6:2 für Rochau.

 

Bildquelle: KFV