30 Jahre KFV Altmark-Ost “Lost Places” Heute: Bertkower SC (4)

Bertkow (aju/ mm). Die „Altmärker“ sind ein fußballverrücktes Völkchen und seit vielen Jahren wird die Sportart im Kreisfachverband (KFV) Fußball Altmark-Ost aktiv gelebt. Aktuell sind in 43 Vereinen zirka 5000 Mitglieder im Kreisfußballverband organisiert. 2024 soll für den Fußball ein ganz besonderes Jahr werden. Der KFV Altmark-Ost wurde am 18.03.1994 gegründet und feiert demnach sein 30-jähriges Bestehen. In dem Jubiläumsjahr soll es keine zentrale Festveranstaltung geben, zu der die Vereine eingeladen werden, sondern der KFV besucht alle Vereine in ihrer gewohnten Umgebung.

In der 30-jährigen Historie des KFV Altmark-Ost haben aber mehr als nur 43 Vereine ihre Spuren hinterlassen. Zahlreiche Funktionäre engagierten sich, um ihre Fußballvereine mit doch eher knappem Personal über Wasser zu halten. Doch durch den demografischen Wandel und durch die schrumpfenden Bevölkerungszahlen, besonders im Jugendbereich, wurde es immer komplizierter, spielfähige Mannschaften im Wettkampfbetrieb zu halten. Einige Teams verschwanden von der Bildfläche. Sportplätze, die mit viel Aufwand gepflegt wurden, liegen heute brach.

Der KFV Altmark-Ost hat sich auf die Suche der verschwundenen Vereine und Fußballplätze gemacht. In loser Folge soll im Jubiläumsjahr über die “Lost Places” berichtet werden.

Der vierte ehemalige Sportplatz, der aufgesucht wurde, wurde Fußball bis in der damaligen dritten Liga gespielt. Hier trug der Bertkower SC und seine Vorgänger seine Heimspiele aus.

Der Fußballsport in Bertkow hat eine lange Tradition. Die BSG (Betriebssportgemeinschaft) Traktor Bertkow war ein Fußballverein in der ehemaligen DDR. Zunächst hieß der Verein jedoch BSG Traktor Krusemark. Er wurde jedoch in den 70er-Jahren in Traktor Bertkow umbenannt, da der Trägerbetrieb wechselte.

1971 wurde die Mannschaft Kreismeister und stieg in die Bezirksklasse auf. Sechs Jahre später übernahm Reiner Wiedemann die Mannschaft und schaffte 1979 mit Traktor Bertkow den Aufstieg in die DDR-Bezirksliga Magdeburg, der dritten Liga der DDR.

In der ersten Bezirksliga-Saison erkämpfte man einen dritten Platz. In der Saison 1980/81 rutschten die Altmärker mit Platz sieben ins Mittelfeld ab.

Den sechsten Platz erspielte sich Bertkow eine Saison später, doch ein gewisser Abwärtstrend war erkennbar.

Fortan musste das Team tief im Abstiegskampf agieren. In den beiden Folgejahren konnte man sich mit Platz 14 und 12 noch in der Klasse halten, doch schon 1985 erfolgte der Abstieg nach sechs Jahren Bezirksliga.

Nachfolgeverein des 1990 aufgelösten Klubs wurde FSG 90 Bertkow, der später umbenannt wurde in FSG Arneburg-Krusemark. Dieses Team spielte über viele Jahre erfolgreich in der Landesliga und sogar in der Verbandsliga (höchste Klasse in Sachsen-Anhalt). Es gab aber noch eine Reservemannschaft.

Die erste Mannschaft verließ jedoch die Region und spielte ab 1999 unter den Namen 1. FC Stendal.  Dieser Verein löste sich dann auf und fusionierte zum 1. FC Lok Stendal, der heute im Hölzchen spielt.

Was in der Region blieb, war die zweite Mannschaft der Krusemarker, die fortan wieder als Bertkower SC antrat.

Es musste damals lange kämpft werden, um den Platz in der Kreisliga zu halten.

Die Bertkower traten bis zur Saison 05/06 in der Kreisliga an. Das letzte Kreisliga-Spiel ging mächtig in die Hose: 0:9 bei Viktoria Uenglingen II.

Ab der Spielserie 06/07 war der Bertkower SC in der 1. Kreisklasse aktiv (Platz 14 mit 28 Punkten). Eine Saison später beendete der BSC die 1. Kreisklasse auf Rang 15 mit 12 Punkten. Wieder gab es zum Abschluss eine Niederlage – 2:3 gegen Schollene.

Danach, in der Serie 08/09, absolvierte Bertkow noch ein Jahr in der 2. Kreisklasse. Im letzten Spiel hieß es gegen Wahrenberg 1:1. Die Saison wurde mit Rang elf (15 Punkte) beendet.

Ein Jahr später tauchte der Bertkower SC in keiner Statistik mehr auf. Es fehlten Spieler, die alten wurden immer älter und junge waren nicht da.

Der Platz in Bertkow wurde somit über viele Jahre genutzt. Dort sind erfolgreiche Partien in verschiedenen Klassen über die Bühne gegangen. Sogar der Hallesche FC war dort zu Gast.

Am 12. Mai 2017 wurde der Zusammenschluss vom TSV Hindenburg und vom Bertkower SC beschlossen.

Den Platz in Bertkow hat zwischendurch nur noch der SV Rot-Weiß Arneburg genutzt, als die Anlage in der Elbestadt „renoviert“ wurde.

Heute stehen auf dem Platz in Bertkow keine Großfeldtore mehr, nur noch zwei Kleinfeldtore. Die Auswechselkabinen sind noch zu sehen und der Verkaufskiosk. Wettkampfsport auf dieser, man kann es schon fast sagen historischen Stätte, nicht mehr möglich.

Kürzlich weilte Michaela Ziemek, ehemalige Schatzmeisterin des Bertkower SC, nach längerer Zeit wieder einmal auf dem Sportplatz in Bertkow. „Es ist echt ein Jammer und traurig den Zustand des Sportplatzes hier in Bertkow zu sehen“, so Ziemek.

Michaela Ziemek trug im Gespräch eine weitere Anekdote des Kreisfußballs vor. „Als wir mit dem Bertkower SC einmal zu einem Spiel in Heeren waren, war es da so kalt, dass wir dort sämtliche Kaffeevorräte ausgetrunken hatten. Jetzt gibt es leider weder in Bertkow noch in Heeren einen aktiven Spielbetrieb mehr auf den Sportplätzen“, so Ziemek weiter.

1994 schlossen sich die Fußballverbände der Altkreise Stendal, Osterburg und Havelberg zum KFV Altmark-Ost zusammen. Das Jubiläum will der KFV über das gesamte Jahr mit allen Vereinen begehen. Im gesamten Jahr 2024 soll es eine Vielzahl von Veranstaltungen geben, bei denen das Jubiläum eine Rolle spielt. Im Vordergrund soll dabei nicht der KFV stehen, sondern all seine Vereine mit ihren ehrenamtlichen Mitgliedern, die den Fußball an der Basis ausmachen. Weitere Lost Places des Fußball des KFV können hier nachgelesen werden.

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Bildquelle: KFV